Unten findest du die Antworten der GRAS auf unsere Fragen. Unsere Fragen sind, der Übersichtlichkeit halber, fett geschrieben, die Antworten der Fraktionen wurden von uns inhaltlich nicht verändert. Die Antworten entsprechen möglicherweise nicht der Meinung der fsinf.
Sollten Antworten zu lang gewesen sein (wir haben allen Fraktionen ein Zeichenlimit von rund 10.000 Zeichen gesetzt), wurden diese gekürzt. Sämtliche Kürzungen werden durch […] gekennzeichnet, die vollen Antworten können bei uns oder den Fraktionen selbst erfragt werden.
1) Welche Themen sind euch besonders wichtig, und, wenn ihr einen Beschluss in der UV durchsetzen könntet, welcher wäre das?
Generell ist uns Nachhaltigkeit sehr wichtig. Dieser Punkt zieht sich durch unsere bildungs- wie auch gesellschaftspolitischen Forderungen. So fordern wir ein österreichweit gültiges Öffiticket für Studierende bzw. Personen in Ausbildung und eine bessere Durchlässigkeit innerhalb des Bildungssektors - woraus sich eine weitere bundesweite Forderung ergibt, nämlich das zusammenfassen der verschiedenen Sektoren zu einem gemeinsamen Hochschulsektor. In der Praxis bedeutet das, dass Studierende - egal ob sie an Universitäten, Fachhochschulen, PHs oder an Privatunis studieren dieselben Rechte haben. Außerdem möchten wir das vegetarische und vegane Angebote in den Mensen vergrößern.
Wenn wir einen Beschluss in der UV durchsetzen könnten, wäre das ein Transparenzpaket für die HTU: Persönliche Referatsberichte bei jeder UV-Sitzung, eine gesetzeskonforme Offenlegung von Budgetposten und Verträgen und eine ordnungsgemäße Einberufung des Koordinationsausschusses.
2) Was habt ihr die letzten zwei Jahre gemacht?
Verschiedene Veranstaltungen an der TU Wien auch nach dem letzten Wahlkampf:
- Teilnahme an den UV Sitzungen und damit einhergehend kritische Oppositionsarbeit
- Vortrag von Mary Kreutzer “Frauenrechtsverletzungen in der Migration, Menschenhandel und Zwangsprostitution”
- Workshop “Überwachung und Verschlüsselung im politischen Diskurs”
- Grillereien, Beteiligung an Demonstrationen (gegen den WKR Ball; gegen Abschaffung des Wissenschaftsministeriums; etc.)
Wir sind nicht nur die GRAS TU Wien sondern auch ein Teil der GRAS Wien Gruppen. Da hat es in den letzen zwei Jahren ein Vielzahl an Veranstaltungen gegeben, die auch von uns an der TU medial und mittels Flyern etc. beworben wurden. Kleiner Ausschnitt davon:
- Von Betonwüsten und grünen Oasen - Freiräume an deiner Uni
- Bildungsökonomisierung
- Schulmedizin vs. Alternativmedizin
- Totgelaufen - Protestformen jenseits der Demonstration
- Krieg und Revolution in Syrisch-Kurdistan
3) Wie sieht für euch Antisexismus und Antirassismus an der Universität (z.B. in den Lehrveranstaltungen) und innerhalb eurer Fraktion aus?
An der Universität:
- Festschreibung von min. 50% Frauen*-anteil beim Hochschulpersonal in allen Karrierestufen pro Organisationseinheit (Fakultät, Forschungsgruppen, …) bis 2025
- Finanzielle Anreize für Hochschulen mit erfolgreicher Frauen*förderung
- Freier Zugang zum Arbeitsmarkt und Abschaffung der doppelten Studiengebühren für Drittstaatsstudierende, Abbau der behördlichen Hürden zur Zulassung
- Schaffung einer Einrichtung, die sich im Sinne von Diversity Mainstreaming um die Belange von marginalisierten Gruppen kümmert
- Sensibilisierung in Form von verpflichtenden LVen für Studierende (aller Studienrichtungen!) und verpflichtende Workshops für Lehrende im Bezug auf Gender und Diversity Studies
Innerhalb der Fraktion:
Nur weil sich eine Fraktion selbst als antirassistisch und antisexistisch bezeichnet, heißt das noch lange nicht, dass diese Mechanismen nicht dennoch greifen. Demnach müssen auch innerhalb der Fraktion zu Empowerment, Vernetzung und Unterstützung und Rückhalt für Frauen forciert werden. Auch eine mehrheitlich weibliche Liste ändert nichts daran, dass wir daran arbeiten.
4) Wie finanziert ihr euren Wahlkampf und wie hoch ist euer Wahlkampfbudget?
Das Wahlkampfbudget der GRAS TU ist ein Teil des Wahlkampfbudgets der GRAS Wien. Als solches kommt es von den Grünen. Wir sind als Fraktion aber unabhängig von den Grünen und erarbeiten unsere Inhalte ohne Einfluss der Grünen. Als GRAS sehen wir uns als Teil der grünen Bewegung, aber nicht als Parteiorganisation. Das Wahlkampfbudget der GRAS Wien beträgt 15.000 Euro - allerdings wird es zwischen allen Hochschulgruppen in Wien aufgeteilt.
5) Welche Fraktionen findet ihr unwählbar und wieso?
RFS - als studienpolitische Verkörperung des im akademischen Bereich in Österreich gut institutionalisierten Rechtsextremismus
AG - weil sie durch Service-Orientierung die gesellschaftspolitische Dimension einer Studierendenvertretung nicht wahrnimmt
KSV - der in den letzten Jahren immer wieder durch die stalinistischen Verbrechen verharmlosenden Aussagen aufgefallen ist
6) Was unterscheidet euch von den anderen Fraktionen?
Das Alleinstehungsmerkmal der GRAS ist ganz sicher ihr klares Bekenntnis zur ökologischen Nachhaltigkeit von Hochschulen und auch im Alltag. Wir sind demnach nicht nur kritisch, sondern auch nachhaltig. Ein weiterer Grundsatz, den kaum eine andere Fraktion hat, ist die Basisdemokratie und damit einhergehend das Konsensprinzip. Wir lehnen Hierachien ab und achten in unserer täglichen Arbeit darauf, dass bei uns auch wirklich alle gleich sind. Wir haben nicht nur Grundsätze, wir leben sie (im Gegensatz zu manch anderen Fraktionen) auch. Kaum eine andere Fraktion ist so kritisch wie wir.
7) Wie trefft ihr eure Entscheidungen?
Basisdemokratisch - auch bundesweit. Wir halten nichts von sturem Hierarchiedenken und/oder straffen Strukturen. Unsere Treffen finden alle je nach Ebene jede Woche/alle 1-2 Wochen statt.
8) Wie steht ihr zu Massenüberwachung und der Aussage “ich hab ja nichts zu verbergen”?
“Ich habe ja nichts zu verbergen” hängt nicht damit zusammen, dass es ein Recht auf Privatsphäre gibt. Überwachung ist immer eine Form von präventiver Maßregelung. Durch Überwachung kommt es immer stärker zu Verdrängung, ob nun im öffentlichem Raum oder in der Universität. Aus Angst, etwas falsch zu machen, halten sich immer weniger Menschen in überwachten Räumen auf. Überwachung führt immer zu einer Verdrängung und Repression. Wer nicht erwünscht ist (wie auch immer diese Personen definiert werden), soll mit der Überwachung von Räumen ausgerenzt werden. Wir stehen nicht nur für einen öffenen Hochschulzugang sondern auch für offene/frei Räume. Keine Überwachung, kein Konsumzwang.
9) Warum und in welchen Forschungsbereichen wären Ethik-Kommissionen für euch wichtig? Wie steht ihr zu militärischer Forschung an Unis?
Forschung bringt in allen Bereichen Verantwortung mit sich. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass auch vermeintlich harmlose zivile oder auch medizinisch relevante Forschung im Krieg missbraucht werden kann. Demnach könnte mensch durchaus Ethik-Kommissionen in allen Forschungszweigen andenken. Etwas anderes ist es aber, zweckwidmend militärisch zu forschen. Diese Art der militärischen Forschung ist definitiv kritisch zu sehen - und an einer Uni mit dem Wahlspruch “Technik für Menschen” nicht wirklich vorstellbar.
10) Wie sollen eurer Meinung nach Unis finanziert werden? Und wie steht ihr zu dem an der TU rapide steigendem Anteil von Drittmittelfinanzierung?
Als GRAS sehen wir Bildung als Menschenrecht an - daher soll auch die Hochschulbildung öffentlich finanziert werden. Wir sehen Drittmittelfinanzierung kritisch und sind gegen Bildungsökonomisierung. Allzu schnell werden auf diesem Wege Urteile über “nützliche” und “weniger nützliche” Studienzweige gefällt - und in unmittelbaren Zusammenhang damit auch Urteile über jene, die in diesen Bereichen lehren, forschen und studieren.
11) Wie sieht für euch ein idealer Studieneinstieg aus und wie steht ihr zur aktuellen Umsetzung der STEOP in den unterschiedlichen Studienrichtungen?
Die STEOP kann keinesfalls als Orientierungshilfe bezeichnet werden. Im Gegenteil, sie ist eine weitere Hürde im Studium, und noch dazu am Anfang des Studiums. Die derzeitige STEOP wird dazu verwendet, Studien immer mehr zu beschränken und eine Legitimation für Knock-out Prüfungen zu haben. Als GRAS TU setzen wir uns natürlich für eine wirkliche Orientierung ein, so kann zB. gleich zu Beginn des Studiums ein Überblick über die Fachbereiche gegeben werden und damit eine Auseinandersetzung über die Studienwahl stattfinden. Mehr Freie Wahlfächer (die an keine Module oder Körbe gebunden sind) bringen zudem noch die Möglichkeit, sich LVAen aus verschiedenen Studienrichtungen anrechnen zu lassen, die mensch zur Orientierung inskribiert hat.
12) Was entgegnet Ihr KritikerInnen, die meinen, dass die ÖH nur eine Spielwiese für angehende PolitikerInnen ist?
Für uns ist Studierendenvertretung nicht eine Spielwiese, sondern enorm wichtig, wenn es um die Gestaltung der Gesellschaft geht. Dass Menschen, die auf diese Weise mitgestalten, dieses Engagement später nicht ablegen, sondern weiter daran arbeiten und ihren Beitrag leisten, ist nur verständlich. Dass die ÖH nicht als Karrieresprungbrett missbraucht wird, liegt demnach bei den Akteur_innen.