Was bisher geschah: In derletzten htu_info Ausgabe findest du den ersten Artikel dieser Reihe, in dem es vor allem um die Definition des Begriffes “Sexismus” geht. Diesmal geht es um oft gehörte Argumente in Diskussionen zum Thema.
Wenn etwas als sexistisch bezeichnet wird, ist die Reaktion darauf üblicherweise heftig und emotional. Oft wird eine entsprechende Kritik als persönlich aufgefasst, obwohl die Aussage oder Handlung, nicht die Person selbst kritisiert wird. Immerhin wird meistens nicht gesagt, “Du bist einE SexistIn!” sondern viel eher “Das ist sexistisch!”. Und auch wenn oft nicht davon ausgegangen wird, dass bewusst sexistisch gehandelt wurde, fühlen sich die Angesprochenen so angegriffen. Das führt zu hitzigen Diskussionen, in welchen häufig die selben Argumente zu hören sind.
“Das ist doch nicht sexistisch, weil …
… ich find’ Frauen eh voll super.”
… ich bin selbst eine Frau, also kann das nicht sexistisch sein.”
Das ist eine typische Verwechslung von Kritik am Handeln einer Person mit Kritik an der Person selbst. Auch Frauen oder Menschen, die Frauen “gut finden” können sexistisch handeln.
… das ist ja nur meine Meinung! Zensur!“
Niemand will dir deine Meinung verbieten. Du wurdest nur darauf aufmerksam gemacht, dass deine Aussage/Handlung sexistisch war und du diese vielleicht überdenken solltest.
… das war doch nur ein Witz.”
Witze, die auf Vorurteilen und Stereotypen basieren, sind nur lustig wenn man selbst nicht betroffen ist. Gleichzeitig bringen sie Betroffene zum Schweigen - denn wer ist schon gerne einE SpaßverderberIn? Mit jedem Witz und dem folgendem Gelächter werden Vorurteile und Stereotypen zementiert, die vorgetragene Meinung in der Gruppe scheinbar akzeptiert.
Die Folge davon ist eine langsame Verdrängung von Minderheiten aus der Gruppe, in der diese sich nicht (mehr) akzeptiert fühlen.
… es sind ja keine Brüste/Genitalien zu sehen!“
Wenn auf einem Bild Brüste oder Genitalien zu sehen sind, ist dieses Bild sexuell explizit, aber nicht unbedingt sexistisch, was etwa bei Aktfotografie der Fall ist. Ebenso muss keine nackte Frau abgebildet sein, um ein Bild sexistisch zu machen.
… das Model/die Schauspielerin hat sich freiwillig so abbilden lassen.”
Wenn die Person nicht freiwillig oder ohne ihr Wissen abgebildet ist, gibt es mehr Probleme mit dem Bild als “nur” Sexismus. Aber auch, wenn eine Frau sich freiwillig nackt vor einem Auto abbilden lässt, ist die entstehende Werbung sexistisch.
Gerade bei Bildern und Darstellungen von Frauen in der Werbung werden Frauen meist nur als optischer Aufputz verwendet - zur Zierde eines schnellen Autos, als “Trophäe”, die ein Kunde zusätzlich zu dem beworbenen Gut erhält, als anzustrebendes Idealbild - aber nicht als Person. Um dieses Vorgehen, die “Objektifizierung” von Frauen, wird es in unserem nächsten Artikel gehen.
Dieser Artikel erschien in der htu.info-Ausgabe 03/2014.