Folgendes Mail wurde soeben von uns an die verantwortlichen Personen an der TU Wien sowie sämtliche Fakultätsangehörige verfasst:
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Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Der Rechnungshof hat die Umsetzung der StEOP an den Universitäten im
Wintersemester 2011/12 überprüft. Die Bachelorstudien der Informatik
finden darin auch mehrfach eine Erwähnung, leider jedoch nicht als
Positiv-Beispiele.
Der Umfang der Studieneingangs- und Orientierungsphasen reicht zwischen
0,5 ECTS und 30 ECTS, wobei hier die Informatik an der TU Wien die
österreichweit umfangreichste StEOP besitzt!
Am erschreckendsten ist der Vergleich der Erfolgsquoten. Hier wurde
betrachtet, wie viele Studierende am Stichtag (15. April 2012) die StEOP
erfolgreich absolviert hatten. Die TU Wien schnitt hier mit lediglich
29% am schlechtesten ab und dies obwohl an der TU Wien die StEOP bei den
meisten Studienrichtungen nur aus wenigen Orientierungs-LVAs besteht.
Bezeichnend ist wohl folgende Erwähnung: “An der Technischen Universität
Wien betrug im Bachelorstudium Informatik bei einem StEOP–Ausmaß von 30
ECTS-Anrechnungspunkten die Erfolgsquote 5%.”
Unsere Studienrichtungen mussten im gesamten Bericht als österreichweit
negativstes Beispiel herhalten. Selbst die Wirtschaftsuniversität Wien,
bei der die StEOP immer sehr in der Kritik steht (Knock-Out-Phase),
weist eine Erfolgsquote von 40% auf.
Auch wir, die Fachschaft Informatik, hatten im letzten Studienjahr die
StEOP evaluiert und auf die massiven Probleme hingewiesen:
“Im WS 2011 haben nur 32 Studierende von ~800 Inskribierten das erste
Semester (StEOP) geschafft und darunter keine einzige Frau. Selbst nach
einem Jahr waren es nur ~165 Studierende. Die restlichen Studierenden
sind für die Lehrveranstaltungen ihres 3. Semesters und darüber hinaus
gesperrt. Innerhalb dieses Jahres sank der Frauenanteil von 20.52% (=
175 Frauen) bei der Inskription auf 5.99% (= 10 Frauen) mit einer
erfolgreich absolvierten StEOP.
Auch die Prüfungsaktivität sinkt dramatisch. Nach dem einen Jahr liegen
nur noch zehn (!) Studierende auch nur annähernd innerhalb der
Mindeststudienzeit (>= 50 ECTS im ersten Jahr). Im Vorjahr (Studienjahr
2010/11) waren es noch 136 Studierende!”
Die Probleme wurden jetzt schon viel zu lange ignoriert. Die
Studieneingangs- und Orientierungsphase muss nun endlich auf ein
vernünftiges Maß reduziert werden!
Schon jetzt ist die Zahl der Neu-Inskriptionen deutlich niedriger als
noch vor einigen Jahren. Aus unserer Sicht führt eine geringere Anzahl
an Studierenden zu einer schlechteren Verhandlungsposition bei der
Forderung nach einer besseren Finanzierung der Informatik. Wir halten es
für unrealistisch, bei sinkender Studierendenzahl weiterhin das gleiche
Budget zu erwarten, insbesondere da sich die Budgetverteilung zukünftig
deutlich stärker an der Zahl der Studierenden orientieren wird (siehe
dazu die UG-Novelle 2012 zur Studienplatzfinanzierung).
Wir bieten unsere volle Unterstützung, sowohl bei sämtlichen Forderungen
nach einer besseren Finanzierung an Rektorat und Ministerium, als auch
bei Bemühungen, Lehrveranstaltungen für hohe Studierendenzahlen
abzuhalten, ohne den zeitlichen Aufwand für Studierende oder Lehrende
unnötig zu erhöhen.
Der gesamte Rechnungshofbericht ist unter der folgenden Url online
abrufbar:
http://www.rechnungshof.gv.at/berichte/ansicht/detail/studienvoranmeldung-sowie-studieneingangs-und-orientierungsphase.html
die Fachschaft Informatik