Da auch für die Architektur Zugangsbeschränkungen im Gespräch sind, haben unsere Kolleg_innen von derFachschaft Architektur einen offenen Brief an die Regierung verfasst. Um Aufmerksamkeit zu schaffen und unsere Unterstützung auszudrücken, wollen wir den Brief auch hier veröffentlichen.
Offener Brief an
die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur,
den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung sowie
die Bildungs- und Wissenschaftssprecher/innen der Parlamentsfraktionen
Architektur ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesellschaft und Kultur. Das Verständnis dafür nahm jedoch in den letzten Jahr(zehnt)en stark ab, was vor allem an unsozialen und intransparenten Entscheidungen im Bauwesen liegt.
Gerade weil sich unsere gebaute Umwelt rapide verändert und dies eigentlich uns alle betrifft, muss wieder mehr Pflichtbewusstsein geschaffen werden, damit die Gesellschaft und die Verantwortlichen selbst dazu befähigt sind, das Baugeschehen kritisch zu bewerten. Es ist wichtig, nachfolgenden Generationen einen sozialen Raum zu bieten - einen Platz zum gesellschaftlichen Austausch und zur Selbstentwicklung.
Information durch Schule
Architektur wird als “hypergeile” Disziplin populistisch vermarktet (“Ted-Mosby-Effekt”). Die hohe Drop-Out-Quote nach dem ersten Semester (etwa 960 zu 600) zeigt auch für uns, dass viele nicht wissen, worauf sie sich einlassen. Die Probleme dahinter liegen aber daran, dass im schulischen Bildungsystem Architektur kaum Platz einnimmt und dass der alltägliche Austausch über die ständig wahrgenommene architektonische Umwelt beinahe nicht stattfindet.
Die Lösung ist sicher nicht die Beschränkung, sondern das Bereitstellen und Vermitteln von Informationen. Hierfür ist die Verankerung der Architektur schon im Schulwesen notwendig. Außerdem ist eine flächendeckende Maturat/innenberatung ein wichtiger Schritt zur verantwortungsbewussten Studienwahl.
Drop-to-somewhere-else anstatt Drop-Out
Erfahrungen, die man in einem Studium sammelt sind nie verloren. Studienwechsler/innen sammeln Wissen und Fähigkeiten in verschiedenen Fächern und stellen damit automatisch einen interdisziplinären und dadurch wirtschaftstreibenden Teil unserer Gesellschaft dar. Zugangsbeschränkungen würden diesen Austausch verhindern.
inhaltlich überfüllter Bachelor
Für viele Probleme ist auch unser eigener Studienplan verantwortlich: Es ist kaum möglich, innerhalb der Mindeststudienzeit abzuschließen. Es fehlt ein modernes Konzept in der Architekturbildung: Durch Hick-Hack zwischen den Architekturabteilungen entstand ein schlechter Kompromiss im Curriculum, der inhaltliche Synergien vermissen lässt.
Unmöglichkeit der positiven Selektion
Es ist schier unmöglich, die “besten” Beginner/innen auszuwählen. Niemand kann am Anfang wissen, wer gute Architektur schaffen wird und wer nicht: Es gibt viele versteckte Talente.
Die Entscheidungsfreiheit eines/r jeden Bürger/in hinsichtlich seine/ihre Ausbildung und berufliche Zukunft muss gewährleistet werden, um künftigen Generationen eine würdige Aussicht auf ihren persönlichen Werdegang zu geben.
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Eine breite und freie Architekturbildung sollte daher als eine Grundlage für eine zukunftsträchtige Baukultur sicher gestellt werden.
Wir fordern die Regierung und Parlamentsfraktionen also auf, diese Frage nicht durch die unkreative Diskussion über Zugangsbeschränkungen zu behandeln, sondern sich inhaltlich mit dem Konzept der Architekturlehre - vom Kindes- über das Studien- bis zum Pensionsalter - auseinanderzusetzen und (elitefördernden) Zugangsbeschränkungen keine Chance zu geben!
Wenn du auch hinter dieser Forderung stehst, dann leite dieses Mail bitte an Freund/innen, Verwandte und Bekannte weiter! Vielen Dank!
Herzliche Grüße
eure Studienvertretung Architektur und Kolleg_innen
Eine Langversion dieser Forderung ist an die Verantwortlichen in der Bundesregierung und im Parlament ergangen und auf unserer Website zu finden: http://www.fachschaftarchitektur.at/_aussendungen/warum_arch_frei_zugänglich_sein_sollte_LANG.pdf