Vienna PhD School of Informatics

Posted on 04.04.2011 ,

Die PhD School ist ein Doktoratsprogramm an der TU Wien und wendet sich an AbsolventInnen aus den Gebieten der Informatik. Fünfzehn Studienplätze werden von der TU Wien und der Stadt Wien mit einem Stipendium von 1000€ monatlich gefördert. Der Aufruf richtet sich betont an Frauen, da diese trotz guter Qualifikationen nicht so stark in wissenschaftliche Bereiche vordringen. Details finden sich beispielsweise in Jacob Clark Blickenstaff: “Women and science careers: leaky pipeline or gender filter?”, Gender and Education (October 2005)

Die Bewerbungsfrist für die PhD School endet mit dem 8. Mai 2011. Das Masterstudium muss aber erst mit Ende September 2011 abgeschlossen sein, sofern die Betreuerin/der Betreuer den voraussichtlichen Abschluss schriftlich bestätigt. Details über den Studienplan und zur Bewerbung finden sich auf der Homepage.

Kritik:

Rechtlich gesehen studiert man ein normales Doktoratsstudium. Für das Stipendium muss man jedoch spezielle Prüfungen und spezielle sowie zusätzliche LVAs absolvieren.

Am Ende des ersten Jahres muss eine große Prüfung - das “Comprehensive Exam” - bestanden werden. In diesem werden Inhalte aus sämtlichen Forschungs-Schwerpunkten der Fakultät abgefragt, also aus Business Informatics, Computational Intelligence, Computer Engineering, Distributed and Parallel Systems und aus Media Informatics and Visual Computing. Die zu lernenden Inhalte sind großteils aus diversen Lehrveranstaltungen zusammen kopiert. Den Studierenden wird empfohlen Lehrveranstaltungen aus den verschiedenen Master-Studien (“Advanced Courses”) zu besuchen, die Absolvierung dieser bringen jedoch keine ECTS für das Studium und dienen nur der Vorbereitung auf das “Comprehensive Exam”.

Neben 15 ECTS an “Fundamental Courses” (wie z.B. “Research Methods in Computer Science”, “Philosophy of Science” oder “Innovation”) und 15 ECTS in der “Primary Area”, müssen noch 6 ECTS aus einer “Secondary Area” gewählt werden. Aus den jeweiligen Gebieten gibt es pro Semester jedoch meist nur 2-3 angebotene Lehrveranstaltungen. Ein normales Doktorat ist hier deutlich flexibler, denn dort kann man sich mit 18 ECTS in beliebigen, mit der Betreuerin/dem Betreuer vereinbarten LVAs vertiefen. Damit die PhD School mit dem normalen Doktorat kompatibel bleibt, ist auch der ECTS-Umfang von 180 ECTS (davon 162 für die Dissertation) auf 198 ECTS erhöht.

Das wohl größte Problem besteht darin, dass man sobald man an der TU Wien angestellt ist das Stipendium verliert. Dies ist besonders problematisch, da viele Doktorandinnen und Doktoranden eine Anstellung als prä-Doc anstreben. Die Absolvierung der PhD-School wird damit überflüssig und ein normales Doktorat wäre hier wohl deutlich sinnvoller da dort die Auseinandersetzung mit Forschungsschwerpunkten, die eigentlich nichts mit dem eigenen Forschungsbereich zu tun haben, nicht notwendig ist.

Unserer Meinung soll das Doktorat eine selbständige, wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einem Thema bieten. Eine weitere Verbreiterung sollte den Studierenden selbst überlassen werden.

Generell ist bei dem Stipendium höchste Vorsicht geboten. Der Vertrag für das Stipendium ist nämlich so formuliert (Stand 2009), dass dieses nahezu willkürlich entzogen werden kann.

Informationen zu den verschiedenen Doktorats-Studien sind auf der Homepage der Fakultät zu finden und die Fachschaft Doktorat hat ein sehr lesenswertes FAQ zusammen gestellt.